Nach ein paar sehr entspannten Tagen im französischen Jura geht unsere Reise weiter. Der Plan ist, nur ein paar Kilometer weiter zu fahren, am besten in die Nähe des Lac d’Annecy, um dann ein paar schöne Radtouren zu machen. Allerdings kommt alles anders als geplant, so dass wir die nächsten Tage auf einem kleinen, traumhaft gelegenen Campingplatz am Cirque du Fer-à-Cheval verbringen.

Vom Col de la Faucille nach Sixt-Fer-à-Cheval

Nach unserer Nebelwanderung zum Grand Montrond beschließen wir, den Col de la Faucille gegen einen wärmeren Stellplatz  einzutauschen. Bewusst wählen wir keinen Campingplatz, da wir befürchten, dass dieser in den Ferien und am Wochenende sehr voll sein dürfte. Nach gut 60 Kilometern erreichen wir unser erstes Ziel am See in Thônes, aber der Platz ist komplett voll. Etwas weiter, direkt  in Thônes, finden wir auch nur einen überfüllten Stellplatz vor. Scheinbar ist im Ort heute eine Veranstaltung. Weiter geht’s jetzt doch zu einem Campingplatz etwa 20km von Thônes entfernt. Der Campingplatz sagt uns allerdings gar nicht zu, so dass wir auch hier weiterfahren. Bis wir völlig unerwartet vor einem Tunnel mit 3m-Höhenbegrenzung stehen. Zum Glück ist genau hier etwas Platz zum Wenden, nur das Gehupe der anderen Autofahrer ist nicht wirklich hilfreich. Mittlerweile schwer genervt fahren wir die gut 30 Kilometer zurück, um die Stellplätze am Col de Columbière abzuklappern. In Le Grand Bornand ist Volksfest, alles ist mehr als voll, in Morzine ist ebenfalls alles voll und noch bevor wir den Pass ganz geschafft haben, wird uns auch noch der Außenspiegel abgefahren. Na super! Eine Möglichkeit haben wir noch: in der App von Camping-Car Park sehen wir, dass in Sixt-Fer-à-Cheval, also gut 40 Kilometer weiter, noch fast alle Plätze frei sind. Und so kommen wir um 19 Uhr, nach über 240 km, auf dem Stellplatz in Sixt-Fer-à-Cheval an, wo wir noch einen Platz bekommen. Dabei war unser Plan doch ein ganz anderer…

Wohnmobil-Stellplatz Sixt-Fer-à-Cheval (VE vorhanden), D907, 74740 Sixt-Fer-à-Cheval (Homepage)

Wanderung und Weiterfahrt zum Campingplatz am Cirque du Fer-à-Cheval

Dank des rauschenden Flusses bekommt man von der vorbeiführenden Straße nichts mit und wir können uns von den Strapazen der Fahrt erholen. Am Morgen überrascht uns strahlender Sonnenschein, so dass wir entspannt draußen frühstücken können. Allerdings auch nur, weil der Platz neben uns frei ist, sonst wäre es zu eng. Beim Planen des Tages stellen wir fest, dass weiter oben in Richtung des Cirque noch ein kleiner Campingplatz ist. Kurzentschlossen schnüren wir unsere Wanderschuhe und gehen die sechs Kilometer zum Campingplatz zu Fuß. Der Campingplatz ist so schön gelegen und die Betreiber so unsagbar freundlich, dass wir uns gleich einen Platz aussuchen, reservieren, zurückgehen und nach einem Abstecher ins Dorf (Baguette kaufen) mit dem Womo zum Campingplatz fahren. Hier haben wir einen fantastischen Platz mit Blick in die gigantischen Berge um uns herum. Außerdem scheint immer noch die Sonne! Herrlich. Heute machen wir noch einen kurzen Spaziergang in Richtung des Cirque, um uns die Wanderwegweiser anzugucken, und genießen den Nachmittag mit dem traumhaften Blick in die umliegenden Berge.

Campingplatz Le Pelly, 184 Rte du Pelly, 74740 Sixt-Fer-a-Cheval (Homepage)

Der Cirque du Fer-à-Cheval

Der Cirque du Fer-à-Cheval hat seinen Namen von der Form der Felsen, die einen Halbkreis bilden. Er befindet sich im Osten des Giffre-Tals und ist ein riesiges Kalkstein-Amphitheater von 5 km Länge, dessen steile Klippen bis zu 700 m hoch sind. Es ist der größte Cirque in den Alpen und wird vom Corne du Chamois (Horn der Gämse) dominiert. Durch seine beeindruckende Höhe von 2000 Metern gibt es eine Vielzahl von Wasserfällen, deren Anzahl je nach Jahreszeit variiert. Im Juni sprudeln mehr als dreißig Wasserfälle aus den Wänden. Da der Zugang sehr einfach ist, besuchen jährlich ca. 700.000 Menschen dieses Naturspektakel. Neben dem Cirque de Gavarnie in den Pyrenäen ist es der meistbesuchte und bekannteste Cirque Frankreichs.

Der Zugang zum Cirque ist kostenlos, jedoch bezahlt man von Mai bis Mitte September Parkplatzgebühren (Mautstraße). Um zum Campingplatz zu gelangen, muss man zunächst die Parkplatzgebühren entrichten (im August 2021 haben wir €10 für das Wohnmobil bezahlt), bekommt diese dann aber erstattet.

Wanderung zum Chalet du Boret (1.390m)

Da wir gestern die Menschenmassen auf den Parkplätzen am Cirque gesehen haben, brechen wir heute bereits um neun Uhr zu unserer Wanderung auf. Unser Ziel ist das Chalet de Boret. Die Sonne hat es noch nicht über die Berge geschafft, aber dennoch sind schon einige Wanderer unterwegs. Wir entscheiden uns gegen den steilen Aufstieg und wählen den längeren Weg zum Chalet. Auch dieser ist in Teilen schon anspruchsvoll, aber insgesamt toll zu gehen. Die Ausblicke auf die vielen Wasserfälle im Cirque sind traumhaft und nach gut zwei Stunden erreichen wir bereits das Chalet, welches schon gut besucht ist. Nach einer kleinen Rast machen wir uns aber wieder auf den Rückweg. Zum Glück schafft ein großer Teil der Heerscharen von Touristen den ersten Anstieg nicht, so dass uns auf dem schmalsten Stück des Weges nicht so viele Wanderer begegnen. Aber die Wege im Tal gleichen Ameisenstraßen: Menschenschlangen marschieren in Richtung Talschluss. Und das trotz Mittagszeit, welche hier einfach zelebriert wird. Überall sitzen die Menschen zusammen und holen Baguettes und Wein heraus. Und natürlich Tischdecken, die dann auch noch auf dem Felsen ausgebreitet werden. Gegen 14 Uhr sind wir zurück am Wohnmobil, nach gut 17 Kilometern und etwas über 1000 Höhenmetern. Eine traumhafte Wanderung in einer von Touristen absolut überlaufenen Gegend.

Wanderung durch den Cirque du Fer-à-Cheval

Wanderung Cirque du Fer-à-Cheval
Schneereste im Cirque

Da es im Cirque noch eine Vielzahl von Wanderwegen gibt, gehen wir heute Morgen früh los, um den Touristen zumindest ein wenig zu entgehen. Wir kommen an den schönsten Wasserfällen vorbei, bestaunen Schneereste und haben einen Großteil der Strecke mehr oder weniger für uns. Als wir uns allerdings dem Parkplatz nähern, nimmt auch die Anzahl der Menschen zu. Um 11 Uhr sind wir nach knapp 10 Kilometern zurück am Womo und genießen den restlichen Tag mit Nichtstun.

Wanderung Cirque du Fer-à-Cheval
Passerelle du Fond de la Combe

Wanderung zum Croix de la Frête (1.969m)

Nachdem wir gestern nur zehn recht flache Kilometer gewandert sind, wollen wir heute noch einmal zu einem Kreuz hoch wandern. Der Weg startet auch vom Campingplatz aus, geht aber in die entgegengesetzte Richtung des Cirque und wir hoffen, dass kaum jemand in diese Richtung wandert. Als wir um neun Uhr starten, haben wir gerade mal 10 Grad. Ganz schön frisch, aber die Luft ist klar. Der Weg geht ziemlich steil durch den Wald nach oben und schon bald haben wir einen fantastischen Ausblick auf die Berge und etwas später auf das Dorf Sixt-Fer-à-Cheval. In der Ferne kann man zudem diverse Ski-Stationen erkennen. Der weitere Weg führt uns am Praz de la Comune vorbei und dann über Kuhweiden. Hier beginnt die lustige Suche nach dem richtigen Weg, denn der ist kaum von den Trampelpfaden der Kühe zu unterscheiden. Natürlich verlaufen wir uns prompt, finden den richtigen Weg zum Glück aber irgendwo wieder. Dann wird es nochmal richtig steil, bevor wir am Gipfel ankommen. Das Kreuz ist etwas zerfallen, dafür entschädigt die grandiose Aussicht. Wir stehen praktisch 1000 Meter oberhalb unseres Campingplatzes und haben Blick in den Cirque. Selbst das Chalet de Boret, wo wir vorgestern waren, sehen wir nun aus der Vogelperspektive. Der Aufstieg hier hoch hat sich auf jeden Fall gelohnt. Zurück geht’s auf demselben Weg. Am Campingplatz müssen wir feststellen, dass es auf einmal vollgeworden ist und dass das Wetter schlechter wird. Uns gegenüber versucht gerade eine achtköpfige Familie ein Zelt aufzubauen, als es anfängt in Strömen zu regnen. Trotzdem sind alle vergnügt und Lachen. Das ist Urlaub!

Es geht weiter

Uns fällt es schon schwer, diesen Campingplatz zu verlassen. Neben der unglaublichen Natur und den sehr netten Betreibern, muss man auch die Tochter des Betreiberehepaares erwähnen, die jeden Abend von Platz zu Platz „tingelt“ und die Frühstücks-Bestellungen für den nächsten Tag aufnimmt. So kommt man hier jeden Morgen in den Genuß von frisch gebackenen Baguettes, Croissants oder den weltbesten Pain au Chocolat. Da wir aber noch am Anfang unseres Urlaubs stehen, zieht es uns weiter. Wir wissen aber schon, dass wir auf jeden Fall wieder hierher kommen werden.