Nachdem wir es uns ein paar Tage auf dem Campingplatz Marina di Venezia haben gut gehen lassen, geht unsere Wohnmobilreise weiter. Über die italienischen Städte Aglie und Susa geht es hinauf zum französischen Lac du Mont Cenis. Hier bleiben wir ein paar Tage auf einem Parkplatz direkt am See und unternehmen unglaubliche Wanderungen.

Lac du Mont Cenis

Ankunft am Lac du Mont Cenis

Die Nacht in Aglie war erholsam, auch wenn wir am Morgen um sieben Uhr bereits wieder 22°C haben. Unseren Plan ins Aosta-Tal zu fahren, geben wir auf, denn wer weiß, wie überlaufen es dort ist und da der kleine St-Bernhard-Pass noch geschlossen ist, würden wir nur schlecht wieder wegkommen. Stattdessen fahren wir nach Susa, wo wir aber feststellen müssen, dass der Stellplatz direkt am Bahnhof liegt. Da wir laut und voll gerade nicht mehr wollen, fahren wir spontan hoch zum Lac du Mont Cenis. Die Anfahrt ist bereits ein Erlebnis, und die Landschaft am See ist einfach unbeschreiblich. Aufgrund der Höhe von 2.000 Metern gibt es kaum noch Vegetation und auf den Bergen liegt noch Schnee. Dazu schimmert der See türkisblau. Einfach unbeschreiblich. Glücklicherweise finden wir den bei Campercontact angegebenen Parkplatz am See und bekommen dort einen wunderschönen Platz.

Parkplatz am Lac du Mont Cenis, D1006, Abfahrt „Le Toet“, 73480 Lanslebourg-Mont-Cenis

Geschichte des Mont Cenis-Passes

Die Alpenquerung über den Mont Cenis ist seit tausend Jahren eine wichtige transalpine Achse. Hier gab es bereits seit 825 ein Hospiz, eine klösterliche Herberge für die Durchreisenden. Die 1803 eröffnete befahrbare Straße lies Napoleon Bonaparte ausbauen. Nach der italienischen Staatsgründung im Jahr 1860 wurde die Grenze jedoch auf die Passhöhe gelegt und das südlich anschließende Hochplateau ging an Italien. Das junge Italien wollte die Kontrolle über den Mont Cenis sichern und befestigte ab 1861 aufgrund diplomatischer Spannungen mit Frankreich den Mont Cenis, indem es ihn mit mehreren Festungen ausstattete: die Forts Ronce, Variselle, Pattacreuse, Malamot und Cassa. Fort de Ronce, das den gesamten Pass beherrscht, wurde von 1877 bis 1880 auf einem kreisförmigen Grundriss mit zwei Feuerebenen gebaut, der an die neuen Möglichkeiten der Artillerie angepasst war.
Der heutige Grenzverlauf, welcher südlich der Passhöhe liegt, entspricht der Grenze des Herzogtums Savoyen bis ins Jahr 1860. Als ein Teilergebnis der Pariser Friedenskonferenz 1946 gingen Passhöhe und Hochplateau zurück an Frankreich, der Grenzverlauf vor 1860 war wiederhergestellt.
1921 wurde ungefähr auf Höhe des Hospizes eine erste Staumauer errichtet. 1968 ließ der Stromversorger EDF den neuen Staudamm fertigstellen, der dem See seine aktuellen Ausmaße verlieh und neben einigen anderen Gebäuden Fort Cassa und das Hospiz flutete. In Höhe des Lac du Mont Cenis wurde eine pyramidenförmige Kirche als Ersatz für das geflutet Hospiz erbaut. In der Pyramide befindet sich zudem ein Museum über die Geschichte des Mont Cenis.

Kleine Wanderung zur Staumauer

Anschließend machen noch eine kleine Wanderung in Richtung Staumauer. Zum Fort de Variselle auf der gegenüberliegenden Seite kommen wir leider nicht, der Regen ist schneller als wir, aber es ist dennoch eine schöne Wanderung am See entlang. Zurück am Womo scheint wieder die Sonne…

Wanderung zum Fort de Ronce

In der Nacht hat es geregnet, aber am Morgen scheint wieder die Sonne. Da es heute noch regnen soll, machte wir noch vor dem Frühstück eine Wanderung zum Fort de Ronce. Von hier oben hat man einen noch besseren Blick über den See und die Landschaft. Einfach herrlich. Als wir zurück sind, scheint noch immer die Sonne, so dass man trotz der nur 14°C noch gut einen Moment draußen sitzen kann. Als die Sonne dann aber verschwindet, wird es zu kalt und schon kurze Zeit später kommt der angekündigte Regen.

Wanderung zum Col du Mont Cenis

Für heute hat der Wetterbericht ganztägig 100% Regen angesagt, wovon wir allerdings nichts sehen. Daher fahren wir heute doch nicht wie geplant weiter, sondern starten nach dem Frühstück zu einer Wanderung zum Col du Mont Cenis. Der ausgeschilderte Wanderweg verläuft parallel oberhalb der Hauptstraße und macht diverse Schlenker, so dass der Weg zum Col über sieben Kilometer lang ist und man doch einige Höhenmeter bewältigen muss. Der Pass an sich ist schön, allerdings stehen wir hier heute im Wind und in den Wolken, so dass wir uns für eine schnelle Rückkehr an der Hauptstraße entlang entscheiden. Überraschenderweise kommen wir aber recht schnell an einen Wanderwegweiser vorbei, der uns den direkten Weg zu unserem Parkplatz unterhalb der Hauptstraße am See entlang weist. Kurzerhand nehmen wir den Weg und wandern an einer mondähnlichen Landschaft direkt am Seeufer entlang. Ob das tatsächlich erlaubt ist, wissen wir nicht. Einen weiteren Wegweiser haben wir bis zum Wohnmobil nicht entdeckt, aber wir haben unser Ziel erreicht. Eine wirklich lohnenswerte Wanderung, auch wenn das Wetter nur so mäßig war.

Wanderung zu den Forts Malamot und Variselle

Heute klingelt der Wecker bereits um 6:30 Uhr. Wir haben uns als Wanderziel das Fort de Malamot herausgesucht. Da es von der Staumauer aus noch fast 10 Kilometer bis zum Fort sind, verlassen wir unseren schönen Stellplatz und parken oberhalb der Staumauer. Und dann geht es auch schon los, bei schönstem Sonnenschein. Der Weg, es handelt sich um eine alte Militärstraße, windet sich in unendlich vielen Serpentinen nach oben und plötzlich stehen wir in den Wolken. Zum Glück immer nur phasenweise, aber durch den Schnee wird es recht frisch. Irgendwann erreichen wir die Casernes de Giaset und können zum ersten Mal das Fort Malamot über uns sehen. Leider liegt immer mehr Schnee auf dem Weg, so dass wir es nicht bis ganz zur Festung schaffen. Uns trennen vermutlich 300 Meter, aber da wir das letzte Schneefeld überhaupt nicht abschätzen können, verzichten wir schweren Herzens. Wir halten uns noch einen Moment auf der Hochebene auf, bevor wir zurückgehen. Zwischenzeitlich gibt es auch keine Wolkenlücken mehr, wir stehen im völligen Nebel. Als wir fast unten und somit aus den Wolken heraus sind, lächelt uns der Wegweiser zum Fort de Variselle an. Spontan gehen wir auch hier noch hoch und sehen plötzlich die schwarze Wolkenfront aus dem Tal kommen. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig zurück zum Womo, als es anfängt zu regnen. Was für ein Glück. Aber nach dieser 8-stündigen Wanderung wollen wir sowieso nichts anderes mehr als Duschen, Essen und Nichtstun.

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