Die Vogesen mit dem Wohnmobil, das sind kleine Fachwerkstädte, Weinberge und Sonne! Denken wir uns zumindest so und fahren weiter. Allerdings landen wir in einem kleinen Tal, ruhig, traumhaft schön und fast ohne Touristen. Aber auch ohne Fachwerk und Weinreben. Stattdessen Berge, Minen und der Beginn der Route des Crêtes, die leider noch gesperrt ist. Was für ein Erlebnis!

Unsere Wohnmobil-Tour geht wieder weiter: in die Vogesen

Das Wetter soll die ganzen nächsten Tage so schön bleiben, so dass wir uns entscheiden, einen Abstecher nach Frankreich zu machen. Wir waren noch nie im Elsass und wollen das jetzt ändern. Aufgrund der Wettervorhersage und den Fotos der vielen vollen Stellplätze entscheiden wir uns für einen kleinen Campingplatz. Und siehe da: als wir endlich ankommen, stehen wir fast alleine. Es ist schon komisch. Wo ist die Wohnmobil-Flut? Hier jedenfalls nicht und das ist auch gut. Wir holen am Abend den Grill raus und stoßen auf das heutige Highlight an: Tanken für nur €2,00 pro Liter. Was für ein Schnäppchen.

Camping Les Reflets du Val d’Argent, 20 Rue d’Untergrombach, 68160 Sainte-Marie-aux-Mines

Wanderung zur Mine Gabe Gottes

Heute wollen wir eigentlich mal nichts machen, außer Sainte-Marie-aux-Mines einen kleinen Besuch abstatten. Und so gehen wir bei strahlendem Sonnenschein noch vor dem Frühstück los…und werden enttäuscht. Vielleicht hatten wir etwas viel erwartet, aber die Stadt ist nicht wirklich schön. Eigentlich gibt es hier kaum schöne Häuser und auch sonst nichts, außer unendlich viele Hinterlassenschaften der Hunde. Wir holen nur ein Baguette und gehen schnell zurück zum Campingplatz. Okay, sechs Kilometern waren es dann doch. Nach dem Frühstück beschließen wir, zumindest noch einmal zu einer der Silberminen zu gehen. Nachdem wir dem Weg, der gleichzeitig Bachlauf und entsprechend schlammig war, ein ganzes Stück nach oben gefolgt sind, beginnt die schöne Aussicht. Hier stellen wir aber auch fest, dass wir mal wieder falsch abgebogen sind und zur Mine jetzt einen großen Umweg gehen müssen…aber egal! Aus den erwarteten 5 Kilometern werden somit gut 11 Kilometer und das Gegrillte danach gleich doppelt so gut.

Mit dem Wohnmobil in den Vogesen

Wanderung zum Col de Sainte-Marie-aux-Mines

Das Wetter ist auch heute wieder ein Traum und wir machen uns auf den Weg zum Col de Sainte-Marie-aux-Mines. Nachdem wir den Wanderweg zwischen den Häusern gefunden haben, geht es durch den Wald zunächst nur steil bergauf. Dafür ist die Aussicht nach kürzester Zeit einfach grandios. Zum Glück kommen wir irgendwann wieder auf einen Forstweg…der aber leider wegen Forstarbeiten gesperrt ist. Kurz überlegen wir, ob wir die Absperrung umgehen, da am Samstag vermutlich eh nicht gearbeitet wird, entscheiden uns dann aber einfach für einen anderen Weg. Kurz vor dem Pass stoßen wir auf die ersten Relikte aus dem ersten Weltkrieg. Der Pass stellte damals die Grenze zwischen Frankreich und dem deutschen Reich dar. Auch ein ehemaliger Grenzstein wurde auf der Passhöhe belassen. Eigentlich hatten wir vor, den hier angelegten „Erlebnispfad“ zu erkunden, aber irgendwie steht uns nicht mehr der Sinn danach und wir drehen wieder um. Mangels Alternative gehen wir auf gleichem Weg wieder zurück und können noch herrlich die Sonne am Wohnmobil genießen.

Sainte-Marie-aux Mines und der ertse Weltkrieg

Sainte-Marie-aux-Mines gehörte von 1871 bis 1918 zum Deutschen Reich und hieß zu der Zeit Markirch. Die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich verlief in dieser Zeit auf dem Vogesenkamm und somit auch am Col de
Sainte-Marie-aux-Mines. Im ersten Weltkrieg verlief die Front am Col de Sainte-Marie-aux-Mines. Hier kam es zu erbitterten Kämpfen. Heute gibt es beginnend auf dem Col de Sainte-Marie-aux-Mines einen „Erlebnispfad“, der die  Ereignisse während des Ersten Weltkriegs dokumentiert.

Wanderung zum Grand und Petit Brézouard

Eine Wanderung wollen wir noch machen und so folgen wir dem wirklich gut markierten Wanderweg zum Brezouard, denn ehrlich gesagt, haben wir keine Ahnung, welcher Berg heute unser Ziel sein wird. Wir haben auf der Karte nur gesehen, dass man von dort aus eine gute Aussicht haben soll. Es geht direkt steil los. Und es bleibt steil. Kilometerweit geht es einfach nur geradeaus bergauf. Irgendwann sehen wir die Häuser von le Haycot und treffen zum ersten Mal wieder auf Menschen. Dann geht es durch Wald weiterhin hinauf und dann sind wir da: auf dem Gipfel des Grand Brézouard. Allerdings sieht man hier fast nichts, außer Bäume. Lediglich ein Schild weist auf den Gipfel hin, aber sonst auch wirklich nichts. Da der kleine Bruder, der Petit Brézouard, nicht weit weg ist, nehmen wir ihn uns als nächstes Ziel vor, denn schließlich wollen wir auch noch irgendwo nett frühstücken. Nur 10 Minuten später sehen wir den Gipfel des Petit Brézouard und wandern auch dort noch hoch. Und endlich haben wir sie: Panorama-Aussicht! Und dazu einen Baumstamm, auf dem man herrlich picknicken kann. Nach dieser wohlverdienten Pause gehen wir auf dem ausgewiesenen Wanderweg in Richtung Rauenthal zurück. Nach gut 17 Kilometern kommen wir fünf Stunden später wieder auf dem Campingplatz an. Vom Wandern haben wir jetzt wirklich erst einmal genug. Aber da das Wetter noch so schön bleiben soll, wollen wir morgen mit den Rennrädern zur Haute-Koenigsbourg fahren.

Neuer Plan: Fahrt über die Vogesenkammstraße mit dem Wohnmobil

Wir sind heute Morgen noch so kaputt, dass wir uns sofort einig sind, heute kein Fahrrad zu fahren. Stattdessen bezahlen wir den Campingplatz und starten zur Vogesenkammstraße. Diese beginnt direkt hinter dem Campingplatz und führt zunächst hoch zum Col des Bagnelles, von wo aus man eine fantastische Fernsicht in das Val d’Argent hat. Hier hätte man wohl auch gut übernachten können, zumindest stehen ein paar Womos auf dem Parkplatz.

Vogesenkammstraße/ Route des Crêtes

Die Vogesenkammstrasse, auch „Route des Crêtes“ genannt, erstreckt sich über 77 km von Sainte-
Marie-aux-Mines im Norden bis Cernay im Süden. Die Route des Crêtes führt über den Col du Bonhomme, den Col de la Schlucht, Hohneck, Markstein, Grand Ballon und endet in Cernay.Die Route des Crêtes war ursprünglich eine Militärstraße, die von den Franzosen während des Ersten Weltkriegs zur Versorgung der Armee gebaut wurde und verläuft fast ununterbrochen etwas unterhalb des Gipfelkamms und somit zur damaligen Zeit in Deckung vor deutschem Beschuss. Anders als die meisten anderen Straßen verbindet sie damit keine Orte untereinander.
Die Vogesenkammstrasse ist gem. Reiseführer eine der schönsten Höhenstrassen in Europa. Die Aussicht ist einzigartig.
Vom Grand Ballon sieht man die elsässische Rheinebene und den Schwarzwald. Bei klarem Wetter reicht
der Blick bis nach Österreich, Lichtenstein und zum Montblanc.

Col du Bonhomme

Für uns geht es jetzt noch wenige Meter weiter und schon stehen wir vor einer Straßensperre. Na prima! Über 20°C und die Kammstraße ist noch gesperrt? Angeblich kann man die Straße auf eigenes Risiko trotzdem befahren, aber dafür sind wir zu feige. Wir fahren eine andere Straße zum Col du Bonhomme, denn hier gibt es einen offiziellen Wohnmobilstellplatz. Aber, was sollen wir sagen? Vom Wohnmobilstellplatz hier hat man einfach gar keine Aussicht. Schade. Dazu stellen wir fest, dass der nächste Abschnitt der Kammstraße ebenfalls gesperrt ist. Nun gut, es gibt ja immer noch die Alternative: nicht oben entlang, sondern durch die Täler.

Vogesenkammstraße
Stellplatz am Col du Bonhomme

Col de la Schlucht

Vogesenkammstraße
Womo-Stellplatz am Col de la Schlucht

Also nehmen wir den Col de la Schlucht auch noch mit. Auch hier gibt es einen Wohnmobilstellplatz. Der ist sogar gut besucht. Aber bis auf Schneereste, Bauarbeiten und einen großen Parkplatz gibt es hier gerade auch nicht so viel. Würden unsere Beine mitspielen, wären wir hier vielleicht stehen geblieben, um zu wandern. Aber die Beine streiken. Also frühstücken wir hier nur.

Vogesenkammstraße
Stellplatz am Col de la Schlucht

Le Grand Ballon

Nun wollen wir es wissen und fahren zum Grand Ballon. Natürlich auch über viele Umwege, denn auch der letzte Teil der Kammstraße ist gesperrt. Aber dann sind wir irgendwann oben, ganz oben. Schon vom Parkplatz hat man eine unglaubliche Fernsicht. Getoppt wird das ganze aber noch vom Rundum-Panoramablick, den man vom Gipfel hat. Hier oben können wir nun auch erkennen, weshalb die Kammstraße gesperrt ist: es liegt noch viel zu viel Schnee! Da wir das einzige Wohnmobil sind und aufgrund der Straßensperre auch sonst nicht viel los ist, haben wir freie Platzwahl! Einfach gigantisch. Hier bleiben wir!

Wohnmobil-Parkplatz auf dem Grand Ballon, D431

Le Grand Ballon

Der Grand Ballon, auch Großer Belchen genannt, ist mit 1424 Metern Höhe der höchste Berg der Vogesen. Seit 1997 befindet sich auf dem Gipfel eine Radarstation für die Anflüge der zivilen Luftfahrt auf die Flughäfen Straßburg und Basel-Mühlhausen. 1927 wurde ein Denkmal zu Ehren des französischen Gebirgsjägerbataillons „Diables bleus“ der „Blauen Teufel“ des ersten Weltkriegs errichtet.
Dieses Denkmal wurde 1940 von den Deutschen zerstört, jedoch 1960 wiederhergestellt. An der Ostseite des Gipfels verläuft die Route de Cretes, die Vogesenkammstraße. Vom Parkplatz gibt es schöne, kurze Wanderwege zum Gipfel sowie die Möglichkeit zum Einkehren.

Zum Lac die Pierre-Percée

In der Nacht zieht der Wind ordentlich an und wir werden kräftig durchgeschüttelt. Und morgens ist es rund um uns herum grau. Obwohl es hier so wahnsinnig schön ist, entscheiden wir uns zur Weiterreise, denn das Wetter soll noch schlechter werden und wir möchten hier nicht plötzlich im Schnee stecken.
Wir fahren zunächst nach St-Dié-des-Vosges, weil der Stellplatz dort in den Stellplatz-Apps ganz nett aussieht und wir auch mal wieder in eine Stadt wollen. Allerdings entpuppt sich der Stellplatz als ziemliche Enttäuschung für uns (andere scheinen ihn gut zu finden, so voll wie er ist) und wir fahren weiter. Am Lac de Pierre-Percée bekommen wir auf einem Parkplatz einen Platz direkt am Ufer. Zwar gibt es hier kein Stellplatzschild, aber auch hier sind wir nicht das einzige Wohnmobil. Also bleiben wir. Wir spazieren noch zur Staumauer und zur Ortschaft  Pierre-Percée bevor wir nach sechs Kilometern unser Wohnmobil wieder erreichen, wo wir den Nachmittag gemütlich ausklingen lassen. Alles wäre so schön gewesen, wären nicht gegen 18 Uhr ein paar Jungerwachsene erschienen, die a ) ihre Musik voll aufdrehen, b) rumkrakelten als wären sie komplett dichtgedröhnt (waren sie vielleicht auch) und c) zu guter Letzt auch noch ein Lagerfeuer direkt neben den Wohnmobilen anzündeten. Hatten wir anfangs noch gedacht, dass der Spuk schnell vorbei sein wird, weil es einfach zu kalt ist, schafft es erst der einsetzende Regen, die Party zu beenden. Selten haben wir uns so über Regen gefreut. Leider kam er erst gegen Null Uhr.

Parkplatz an der D182A
54540 Pierre-Percée

Es geht nach Hause

Nach dem gestrigen Abend werden wir auf sicher nicht noch eine Nacht hier verbringen. Wir fahren weiter in Richtung Grenze, heute durch graue Brühe und Regen. In Thionville kaufen wir noch ein paar französische Spezialitäten ein, um dann in Luxemburg zu tanken. Wir freuen uns über den Dieselpreis von 1,90€, kaufen noch etwas Kaffee und fahren über die Grenze nach Deutschland. Hier stellen wir uns auf den Stellplatz in Klausen, wo wir schön öfter mal übernachtet haben. Wie auch beim letzten Mal ist fast der ganze Platz von Baumaterial belegt, aber dennoch finden wir eine Ecke zum Übernachten. Und diese Nacht ist es auch wieder ruhig.
Da der Wetterbericht für die nächsten Tage Schnee vorhersagt und die Radiosprecher bereits jetzt vor Schneechaos auf den Straßen warnen, fahren wir von Klausen direkt nach Hause, wo wir am späten Nachmittag eintreffen.

Wohnmobil-Stellplatz Klausen, Trierer Str. 54524 Klausen

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