Einbau und Erfahrungen mit der Airhead Trocken-Trenntoilette

Heute gibt’s mal einen ganz anderen Artikel…nichts über Reise, Wanderung oder Stellplatz, sondern einen Bericht über unsere Erfahrungen mit der Airhead Trocken-Trenntoilette.

Warum eine Trenntoilette?

Irgendwann im langen Coronawinter 2020/2021, den wir mit viel zu viel Fernsehen, insbesondere Youtube streamen, verbracht haben, kam erstmals der Gedanke, unsere Chemietoilette gegen eine Alternative auszutauschen. Zwar hatten wir bereits ein Jahr zuvor bei Freunden in deren Wohnmobil eine Komposttoilette „bewundert“, aber zu dem Zeitpunkt war es für uns völlig abwegig, Fäkalien im Wohnmobil zu kompostieren…und was anderes ist es ja irgendwie nicht.
Wenn man sich aber Reiseberichte aus Gegenden anschaut, in denen Chemietoiletten-Entsorgungsmöglichkeiten eher rar sind und man dann mal in Gedanken zurückgeht, wie oft man einen Stellplatz verlassen oder gar nicht erst angefahren hat, weil es keine Entsorgungsmöglichkeit gab, denkt man plötzlich anders darüber nach.
Für uns waren letztlich folgende Beweggründe ausschlaggebend, die Chemietoilette gegen eine Komposttoilette auszutauschen:

  • Unsere Chemietoilette mussten wir täglich leeren. Wenn wir den Tag über unterwegs waren, dann reichte sie auch mal 1,5 Tage, aber dann war sie wirklich voll. Wir nutzen aber auch ausschließlich unsere Toilette und gehen weder auf Stell- und Campingplätzen auf die dortigen Toiletten, noch in den nächstgelegenen Wald. Somit brauchten wir selbst mit unserer Ersatzkassette allerspätestens nach drei Tagen eine Entsorgungsmöglichkeit. Wie es manche Wohnmobilsten schaffen, 3-4 Tage mit einer Kassette auszukommen, ist uns ein Rätsel.
  • Die Entsorgungsstationen…je nach baulicher Begebenheit sind sie mal mehr oder weniger verdreckt. Seit dem Campingboom und der vielleicht auch manchmal unsachgemäßen Benutzung der Anlagen hatten wir aber immer häufiger das Gefühl, beim Entleeren der Chemietoilette in den Hinterlassenschaften der Vorbenutzer zu stehen. Einfach nur ekelhaft.
  • An manchen Entsorgungsstationen darf eine Kassette in der sich ein chemischer Zusatz befindet, nicht geleert werden, z.B. wenn es sich um eine Bio-Kläranlage handelt. Wir haben seit Jahren einen SOG verbaut, wollten aber dennoch nicht auf einen Zusatz in der Kassette verzichten, damit das Entleeren etwas erträglicher wird. Über die Jahre haben wir einiges ausprobiert, von ganz ohne, über die verschiedensten chemischen Zusätze, Neutralseife, Ammovit und und und. Wirklich überzeugt hat uns nichts, der Geruch war nie angenehm, lediglich die Farbe des Kassetteninhaltes variierte.

Da ein Feststofftank für uns nicht in Frage kam, befassten wir uns erstmals näher mit dem Thema Trenntoilette und fanden die Idee immer besser. Nun gibt es zwischenzeitlich ja diverse Modelle mit unterschiedlichen Funktionsweisen, mit oder ohne Tüten oder Kurbel oder oder oder. Für uns war entscheidend, dass es kein Selbstbau werden sollte, sondern ein fertiges Modell von der Stange. Außerdem wollten wir unbedingt eine Toilette, die einen Schieber hat, so dass man beim Öffnen des Toilettendeckels nicht gleich „ins pralle Leben“ guckt. Damit entfielen schon recht viele Modelle. Letztlich blieben die Komposttoiletten mit Rührwerk und Entlüftung Natures Head und Airhead übrig.
Da wir unsere Toiletten -Idee natürlich genau zu Corona-Höchstzeiten hatten, konnten wir uns keine der Toiletten „live und in Farbe“ anschauen. Aber weil die Airhead im Gegensatz zur Natures Head aber eine richtige Toilettenbrille besitzt und insgesamt etwas zierlicher ist, fiel unsere Wahl auf eben diese. Dennoch waren wir uns nicht sicher, ob das ganze wirklich so eine gute Idee ist. Insbesondere hinsichtlich einer möglichen Geruchsentwicklung waren wir sehr unsicher.

Nun brauchten wir nur noch jemanden, der sie uns einbaut…aber den gab es natürlich nicht. Entweder nahmen Werkstätten für mehrere Monate gar keine Aufträge entgegen oder man erreichte nicht einmal jemanden. So musste YouTube also wieder herhalten und wir haben unzählige Anleitungen angesehen. Zeit hatten wir genug, denn schließlich hatte die Toilette coronabedingt eine Lieferzeit von gut drei Monaten.
Und dann war es im Mai 2021 soweit: die Toilette stand vor unserer Haustür! Zugegeben, etwa schwer fiel es uns schon, das Wohnmobil auseinanderzunehmen, insbesondere die Stromleitungen zum Teil zu durchtrennen Denn eigentlich wollten wir uns auf jeden Fall die Option offen halten, einen eventuellen Rückbau vornehmen zu können. Überraschend schnell war die Original-Thetford-Toilette ausgebaut und wir hatten beide Toiletten nebeneinander stehen. Dabei mussten wir feststellen, dass beide Toiletten nicht wirklich hübsch sind.
Die neue Toilette ist tatsächlich schnell befestigt, lediglich vier Winkel, nämlich zwei für den Urin- und zwei für den Feststoffbehälter müssen verschraubt werden. Schlimm wird allerdings das Bohren des Lüftungsloches durch die Entsorgungsklappe. Zum Glück geht aber auch das gut, der Schlauch und die Abdeckkappe passen auch und wir freuen uns über unser neues Klo. Aber wird es wirklich nicht riechen? Und wie wird es mit der Entsorgung des Urintanks, liebevoll „Pippibox“, oder dem Entleeren des Feststoffbehältes?

Einbau Airhead Trocken-Trenntoilette
Vergleich alt gegen neu

Unsere Erfahrungen mit der Airhead Kompost-Toilette

Nach dem Einbau der neuen Toilette ging es zunächst für ein paar Tage in den Odenwald, da wir einen Termin zum Einbau einer Luftfederung hatten und uns die Gegend anschauen wollten (Reisebericht siehe hier).
In dieser einen Woche hatten wir extrem warme Temperaturen und sehr, sehr viel Regen. Somit also richtig schwüles Wetter. Und passend zum Austesten: Durchfall. Aber was sollen wir sagen? In dieser einen Woche roch wirklich nichts. Allerdings haben wir an einem Tag kleine Fliegen an der Außenwand nahe der Lüftung festgestellt.
Die Pipibox hält bei uns ziemlich genau einen Tag, dann ist sie voll. Acht Liter sind nicht viel, wenn man viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Das Entleeren ist absolut unproblematisch: entweder an der Entsorgungsstation, im Gulli, in einer öffentlichen Toilette oder wenn nichts anderes geht, irgendwo in Wald, Wiese oder Feldrand. Der entleerte Urinbehälter riecht allerdings schon ein wenig, allerdings auch nur solange, wie er nicht wieder eingebaut ist. Zusammen mit der Pipibox leeren wir auch immer den Mülleimer für das Klopapier, denn das landet bei uns nicht im Feststoffbehälter, sondern wird separat entsorgt.

Der Feststoffbehälter soll eigentlich 80 Sitzungen fassen, zu zweit also pi mal Daumen 40 Tage. Das scheint uns recht viel, zumal das Kurbeln schnell schwer geht. Nach dieser ersten 10tägigen Tour leeren wir den Behälter erstmals zuhause. Feststoffbehälter raus, große Tüte darüber stülpen, alles umdrehen, etwas gegen den Eimer klopfen und die Kurbel bewegen. Fertig. Das Ergebnis: mäßig. Oben alles feucht, unten der trockene Kokoshumus, so als würde die Kurbel nicht alles durchrühren. Immerhin riecht auch hier nichts wirklich unangenehm. Allerdings riecht es auch nicht nach dem vielgepriesenen Waldboden. Der würde doch besser riechen. Aber insgesamt sind wir sehr zufrieden und es steht jetzt schon fest, ein Rückbau zur Chemietoilette kommt nicht in Frage.
Dann fahren wir auf unsere erste lange Tour. Nach 14 Tagen lässt sich die Kurbel kaum noch drehen. Da wir gerade ganz alleine auf dem Stellplatz stehen, wagen wir uns an die Entleerung: Klo aus dem Womo raus, Tüte über den Feststoffeimer stülpen, Eimer umdrehen, Kurbel etwas bewegen, fertig. Naja, fast. Der Eimer wird nicht porentief sauber, aber das soll er ja auch nicht. Es ist einfach alles zunächst ungewohnt, aber alles ist besser als fast täglich das Chemieklo entleeren zu müssen. Im Laufe des Urlaubs pendelt es sich ein, dass wir nach maximal 14 Tage den Behälter leeren, nämlich dann, wenn sich die Kurbel nur noch sehr schwer drehen läßt, weil der Feststoff zu feucht ist.
Zurück aus dem langen Urlaub bauen wir noch ein wenig um: ein stärkerer Lüfter wird verbaut und der Aktiv-Kohle-Filter an der Außenwand kommt kurzfristig weg. Zudem kommt nach jeder Sitzung Kleintierstreu in den Feststoffbehälter und vor allem: zusätzlich zur Kurbel rühren wir den Humus alle paar Tage mit einem Farbroller-Bügel (der lange Bügel für die kurze Farbrolle passt perfekt von oben durch die Öffnung) durch, damit sich der trockene Humus mit dem feuchten besser vermischt. Das Ganze testen wir wieder ausgiebig mit folgendem Ergebnis: keine signifikante Veränderung der Entleerungsintervalle!

Fazit zum Einbau und den Erfahrungen mit der Airhead Trocken-Trenntoilette

Nun aber zum Fazit des ersten halben Jahres: Wir bereuen den Umbau überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: wir ärgern uns, dass wir das nicht schon früher gemacht haben. Man ist einfach so viel unabhängiger. Natürlich wird ein autarker Aufenthalt nach wie vor noch begrenzt, sei es irgendwann durch fehlenden Strom oder Frischwasser, aber all das hält zumindest bei uns sehr, sehr viel länger als die früheren Toiletten-Entsorgungs-Intervalle. Und selbst wenn die Entleerungsintervalle bei uns nicht mal annähernd den Werbeversprechen entsprechen, ist ein 14-Tage-Rythmus schon klasse!